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Gutscheine allein reichen nicht - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Gleich zu Beginn der Geschäftsschließungen wegen der Corona-Pandemie wollte Carolin Wagner möglichst schnell helfen. Gemeinsam mit Gleichgesinnten hatte die Netzwerkerin der Frankfurter Start-up-Szene die Hilfeplattform „Helfen FRM“ eingerichtet, um ihren Lieblingsläden in Frankfurt und Umgebung beim Überleben mit dem Verkauf von Gutscheinen zu helfen. Nun, gut vier Monate nach dem Start der Plattform, ist die Bilanz gemischt.

„Es werden jetzt schon einige Gutscheine eingelöst“, berichtet zwar etwa Florian Lehner, Mitglied der Geschäftsführung des Gewürz- und Teehauses Schnorr in der Neuen Kräme. Aber viele seien es nicht. „Vielleicht warten die anderen noch ab oder begreifen das auch als eine Art Spende“, resümiert Lehner.

Das Frankfurter Traditionsgeschäft gehört zu den 50 Lieblingsorten, die die Plattform mit dem Verkauf von Gutscheinen unterstützen wollte. Das Teehaus betrieb zwar schon vor Corona einen eigenen Online-Store, über den Gutscheine vertrieben werden, hatte die angebotene Hilfe der Plattform aber gern angenommen. Doch das Gutscheingeschäft machte eher einen kleinen Anteil am Umsatz während und nach der Geschäftsschließung aus, bilanziert Lehner. Das Familienunternehmen habe sich sehr auf seine Stammkunden verlassen können, die sich Tee- und Gewürztüten zur Abholung an der Tür zusammenstellen ließen. Weil der Laden sehr schmal und eng ist, hat Inhaber Kai Alexander Schnorr zeitweilig mit einem Verkaufstresen im Freien improvisiert, mittlerweile dürfen wieder vier Personen gleichzeitig ins Geschäft.

Hilfeplattform nachhaltiger gestalten

Die Gutschein-Idee boomte bundesweit fast inflationär. Das Konzept: Kunden sollten ihren Lieblingsläden schon während des Corona-Lockdown ein paar Einnahmen per Gutschein bescheren. So sollten die Geschäfte davor bewahrt werden, dass ihnen in der Krise das Geld ausgeht.

Doch der Verkauf der Gutscheine lief nicht ganz so stark, wie Wagner und ihre Mitstreiter das vermutet hatten. Um die vielen liebenswerten kleinen Läden, Cafés und Initiativen in Frankfurt zu unterstützen, die ihrer Meinung nach den Charme der Stadt ausmachen, hat das Team die Hilfeplattform nun wesentlich weiterentwickelt. „Wir haben sehr schnell gemerkt, dass wir das Ganze nachhaltiger gestalten müssen, weg von der reinen Gutschein-Idee.“ Die Wertscheine würden zwar weiter verkauft, aber viele Käufer scheuten das Risiko, dass es das Unternehmen nach der Krise vielleicht nicht mehr geben könnte. Und für die Händler verlagere sich der Umsatz meist nur.

Deshalb greife man nun den Kleinunternehmern und Gastronomen mit Hilfe verschiedener Pro-bono-Angebote unter die Arme. Mehrere Initiativen hätten der Plattform angeboten, ihr Knowhow in Marketing. Liquiditätsmanagement sowie dem Bau von Online-Shops oder Apps kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Wagner und ihr Team bündeln das alles auf Helfen FRM, ein Projekt, das von der Wirtschaftsinitiative Frankfurt-Rhein-Main gefördert wird.

„Der Gesprächsbedarf ist riesig“

So entwickeln nun Studenten der Frankfurt School of Finance und der Goethe-Universität Modelle, wie etwa die Cocktail-Schule In-Live und andere mit neuen Angeboten weitermachen können. „Dabei besuchen wir regelmäßig die Leute in ihren Geschäften, denn der persönliche Kontakt ist für viele eine sehr wichtige Unterstützung, der Gesprächsbedarf ist riesig“, hat Wagner festgestellt. Die von manchen geäußerte Einschätzung, die Krise sei doch jetzt vorbei, da alle Läden wieder geöffnet haben, sei vollkommen falsch.

Die Beratung leisten alle Helfer laut Wagner ehrenamtlich neben ihrem eigentlichen Beruf. Zusätzlich leitet die Hilfeplattform auch weiterhin Spendenwillige an soziale Organisationen wie die Arche oder die Diakonie weiter, deren Arbeit ebenfalls stark unter der Corona-Krise leidet.

Wagner kündigt an, dass überdies eine Gruppe von Wirtschaftsstudenten der Goethe-Universität nun eine Marktrecherche durchführt, wie es am besten mit der Plattform weitergehen soll. Vielleicht, hofft sie, entwickeln sich daraus ja weitere neue Ideen, um die kleinen lokalen Geschäfte noch besser zu unterstützen.




August 15, 2020 at 12:00PM
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Der Verkauf

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