Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 17 051 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 249 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Mittwoch hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 15 813 Neuinfektionen und 248 neue Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Mittwochmorgen bundesweit bei 132,3 - und damit etwas unter dem Niveau des Vortags (135,2).
Impfungen mit Astra Zeneca erneut eingeschränkt
Nach neuen Meldungen über seltene Hirnvenenthrombosen haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen, dass der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca ohne Einschränkung nur noch bei den über 60-Jährigen eingesetzt werden soll. Bei Personen unter 60 Jahren könne die Impfung mit dem Mittel für die Prioritätengruppen eins und zwei "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" ebenfalls fortgesetzt werden, heißt es in einem Beschluss. Dies soll nur in Hausarztpraxen möglich sein.
Die Länder sollen nun auch schon alle 60- bis 69-Jährigen in ihre Impfkampagnen einbeziehen und mit Astra Zeneca impfen können, beschlossen die Gesundheitsminister. "Dies gibt die Möglichkeit, diese besonders gefährdete und zahlenmäßig große Altersgruppe angesichts der wachsenden dritten Welle nun schneller zu impfen."
Am Abend traten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) vor die Presse, um die Entscheidung zu erklären. Merkel sagte, die vorangegangene Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) sei unter "intensiven Beratungen" zustande gekommen, auch in Zusammenarbeit mit Ethikern. "Das Impfen ist das wichtigste Hilfsmittel gegen das Coronavirus", sagte Merkel. Man könne die neuen Erkenntnisse der Stiko "nicht ignorieren". Zum Glück sei Astra Zeneca aber nicht der einzige Impfstoff, der zur Verfügung stehe.
Die Situation werde Verunsicherung mit sich bringen, zum Beispiel bei Menschen, die sich schon auf einen Impftermin gefreut hätten. "Aber womit wird das Vertrauen mehr erschüttert?", fragte Merkel rhetorisch - Erkenntnisse über mögliche Risiken "unter den Teppich zu kehren" oder transparent damit umzugehen? Letzteres sei der bessere Weg.
Die Entscheidung habe zwei Seiten, sagte Jens Spahn. Sie zeige: Die Menschen könnten sich darauf verlassen, dass Impfstoffe "akribisch überwacht" werden, so der Gesundheitsminister. Es sei jedoch "ohne Zweifel ein Rückschlag", dass es nun neue Erkenntnisse über Risiken des Impfstoffs von Astra Zeneca gebe. Die neuen Empfehlungen sollten spätestens ab Mittwoch von den Ländern übernommen werden. Spahn betonte, dass der Impfstoff von Astra Zeneca sehr wirksam sei - mitunter bei Älteren sogar wirksamer als der Stoff von Biontech.
Es gehe bei der ganzen Frage um die Abwägung zweier Risiken. Da sei zum einen das Risiko einer Nebenwirkung, "die statistisch gering, aber ernst zu nehmen ist", und zum anderen sei da das Risiko, an Corona zu erkranken und einen schweren Verlauf oder Langzeitfolgen zu erleiden. "Und in dieser Abwägung, da sind sich unsere Expertinnen und Experten sehr einig, gilt eines sehr klar: Impfen ist fast immer die bessere Entscheidung."
Zuvor hatte die Stiko am Dienstag eine entsprechende Altersbeschränkung für Astra Zeneca empfohlen. Grundlage seien derzeit verfügbare Daten zum Auftreten "seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen". Diese seien vier bis 16 Tage nach der Impfung ganz überwiegend bei Personen im Alter unter 60 Jahren aufgetreten, teilte das Gremium mit. Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und einige Kommunen hatten Astra-Zeneca-Impfungen bereits für unter 60-Jährige ausgesetzt. In Deutschland sind bei etwa 2,7 Millionen Impfungen bisher 31 Fälle solcher Blutgerinnsel im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen mit Astra Zeneca bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag berichtete. Ein direkter kausaler Zusammenhang konnte bislang nicht nachgewiesen werden.
Menschen unter 60, die schon die erste Dosis Astra Zeneca erhalten haben, haben laut dem Beschluss zwei Möglichkeiten: Sie können nach entsprechender gründlicher Aufklärung auch die Zweitimpfung von Astra Zeneca bekommen - oder sie warten auf eine Stiko-Empfehlung zur Zweitimpfung, die voraussichtlich bis Ende April vorliegen soll. "Da die Impfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff Anfang Februar begonnen wurde, sind bei einem empfohlenen Impfabstand von 12 Wochen die ersten Zweitimpfungen Anfang Mai vorgesehen", heißt es dazu von der Stiko.
Ständige Impfkommission empfiehlt vorläufig Astra Zeneca nur noch für Menschen ab 60
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt vorläufig, den Corona-Impfstoff von Astra Zeneca nur noch an Menschen zu vergeben, die älter als 60 Jahre alt sind. Vor der Empfehlung der Stiko hatten unter anderem schon Berlin, Brandenburg und NRW verkündet, die Impfungen für jüngere Menschen pausieren zu wollen.
Die Stiko habe nach mehreren Beratungen auch mit externen Expertinnen und Experten mehrheitlich auf Basis der derzeit verfügbaren Daten so entschieden, heißt es in einer Mitteilung auf der Seite des Robert-Koch-Instituts. Hintergrund sei das Auftreten "seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen", die bei dem Impfstoff vier bis sechzehn Tage nach der Impfung "ganz überwiegend bei Personen im Alter <60 Jahren auftraten".
Das Gremium will bis Ende April eine ergänzende Empfehlung abgeben, was mit den Impfungen für jüngere Menschen geschehen soll, die eine Erstimpfung mit Astra Zeneca bereits bekommen haben und nun noch auf die zweite Dosis warten. "Da die Impfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff Anfang Februar begonnen wurde, sind bei einem empfohlenen Impfabstand von 12 Wochen die ersten Zweitimpfungen Anfang Mai vorgesehen", heißt es.
Dass die Stiko nun erneut eine geänderte Empfehlung herausgibt, hängt mit ihrer Aufgabe zusammen: Sie soll kontinuierlich neue wissenschaftliche Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen prüfen. Wenn es also neue Erkenntnisse gibt, zum Beispiel weil inzwischen deutlich mehr Menschen geimpft wurden und eine noch bessere Datengrundlage vorliegt als in den Zulassungsstudien, passt sie ihre Empfehlungen an.
Noch ist die Empfehlung nicht wirksam, es beginnt ein Abstimmungsprozess: Zunächst erhalten die Bundesländer und die betroffenen Fachkreise Gelegenheit zur Stellungnahme. Nach Auswertung der Rückmeldungen soll die Stiko am Donnerstag erneut beraten und eine endgültige Entscheidung treffen. "Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass sich nach dem Stellungnahmeverfahren noch Änderungen an dem Empfehlungsentwurf ergeben", erklärte das RKI.
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bezeichnete die Aussetzung der Impfungen als "Vorsichtsmaßnahme" und verwies auf neue Daten über die möglichen Nebenwirkungen. Wenig später teilte auch ein Sprecher der Stadt München mit: "Aufgrund der aktuellen Entwicklung hat die Stadt entschieden, wie Berlin die Impfungen mit Astra Zeneca für Personen unter 60 Jahren vorsorglich auszusetzen, bis die Frage möglicher Impfkomplikationen für diese Personengruppe geklärt ist." Entsprechende Termine in Impfzentren werden in beiden Städten abgesagt. Auch Nordrhein-Westfalen und Brandenburg hatten am Dienstag bereits mitgeteilt, nur noch Menschen über 60 Jahren mit Astra Zeneca zu impfen.
In Deutschland sind bislang 31 Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Corona-Impfstoff von Astra Zeneca bekannt. Das berichtete das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag. Bis Montagmittag waren dem Institut 31 Fälle gemeldet worden, in 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut berichtete. Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut PEI alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt.
Laut Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von Astra Zeneca verimpft.
Brandenburg beschließt Ausgangsbeschränkung über Ostern
Brandenburg führt über Ostern angesichts deutlich steigender Corona-Infektionszahlen eine nächtliche Ausgangsbeschränkung ein. Das Kabinett beschloss am Dienstag, dass sie vom 1. bis 6. April von 22 bis 5 Uhr gelten soll. Bedingung ist eine regionale Sieben-Tage-Inzidenz von 100 oder mehr an drei Tagen in Folge.
Seehofer: Generelles Ausreiseverbot rechtlich nicht möglich
Bundesinnenminister Horst Seehofer hält ein generelles Ausreiseverbot verfassungsrechtlich derzeit nicht für möglich. Dies habe eine Prüfung seines Ministeriums ergeben, sagt Seehofer in Berlin. Es gebe für einen solchen Schritt "hohe rechtliche Hürden". Generell empfehle er aber, derzeit von Urlaubsreisen abzusehen, "auch zum eigenen Schutz".
Deutschland verlängert die in der Corona-Krise eingeführten stationären Grenzkontrollen zu Tschechien um weitere 14 Tage und beendet die Kontrollen zum österreichischen Bundesland Tirol. Das teilte Seehofer am Dienstag mit. Die Kontrollen zu Tirol seien bereits beendet, früher als geplant. Ursprünglich hätten sie bis Mitternacht am Mittwoch laufen sollen.
Die Testpflicht und die verschärfte 14-tägige Quarantäne bleiben aber wie bei Tschechien auch für einen großen Teil der Tiroler bei Einreise nach Deutschland zunächst bestehen und entfallen erst nach Ostern - ein Effekt der früheren Einstufung in die höchste Risikokategorie.
Seehofer sagte, er habe die Bundespolizei gebeten, die Kontrollen im Grenzraum auch da zu intensivieren, wo keine stationären Kontrollen angeordnet seien - und zwar vor allem nach Ostern. Er wolle die Innenminister der Länder bitten, dass die Länderpolizeien bei dieser Schleierfahndung unterstützen. Das bedeute, dass auch jemand, der aus Dänemark, Frankreich oder Polen komme, mit einer Kontrolle rechnen müsse.
Seit heute müssen sich alle Urlauber, die per Flugzeug nach Deutschland zurückreisen, kurz vor der Abreise auf Corona testen lassen. Das betrifft vor allem die vielen Touristen, die derzeit auf Mallorca Urlaub machen. Fällt der Test positiv aus, müssen sie auf der Insel bleiben.
Tschentscher und Ramelow nach Bundesratssitzung in Corona-Isolation
Nach einem Warnhinweis der Corona-Warn-App befinden sich Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in Isolation. Der Hinweis stehe offenbar im Zusammenhang mit der zurückliegenden Bundesratssitzung, nach der zahlreiche im Plenarsaal Anwesende einen Hinweis erhalten hätten, teilte Senatssprecher Marcel Schweitzer in Hamburg mit. Auch Ramelow war nach eigenen Aussagen am Freitag bei der Bundesratssitzung.
Der Linken-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Amtsarzt des Saale-Orla-Kreises habe ihm auferlegt, alle Kontakte zu unterbinden. Ramelow hat in dem südostthüringischen Landkreis ein Ferienhäuschen. Er verlasse derzeit nicht sein Grundstück und könne daher auch nicht an Landtagssitzungen teilnehmen. Auch die beiden Minister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) und Dirk Adams (Grüne) vermeiden demnach wegen einer Meldung bei der Corona-Warn-App Kontakte. Ramelow will am Mittwoch einen PCR-Test machen lassen, um Gewissheit zu bekommen.
In Hamburg hätten sich neben Tschentscher auch Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) sowie die Außenbevollmächtigte des Senats beim Bund und der EU, Staatsrätin Almut Möller (SPD), in freiwillige häusliche Isolation begeben. Sie arbeiten derzeit im Home-Office und ließen am Mittwoch einen PCR-Test machen, hieß es aus dem Senat.
Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) begab sich am Montag nach einem Warnhinweis der App in häusliche Quarantäne. Sein Ministerium geht von einem Zusammenhang mit der vergangenen Bundesratssitzung aus. Willingmann werde sich im Laufe der Woche testen lassen, alle weiteren Termine aber aus dem Home-Office wahrnehmen, sagte ein Sprecher.
Bei Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und seinem Sprecher löste die App hingegen keinen Alarm aus. Beide hatten an der Sitzung in Berlin teilgenommen. Mehrere Corona-Tests seien seitdem bei Haseloff negativ verlaufen, sagte der Sprecher am Montagabend.
DGB fordert Testpflicht für Unternehmen
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat eine bundesweite Pflicht für Betriebe gefordert, ihren Mitarbeitern Corona-Tests anzubieten. "Die Selbstverpflichtung allein reicht nicht. Viel zu viele Arbeitgeber weigern sich immer noch, ihrer Verantwortung gerecht zu werden", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Testangebote müssten verpflichtend sein, die Kosten müssen die Arbeitgeber tragen, verlangte Hoffmann. Für die Beschäftigten sollten die Tests aber weiterhin freiwillig sein, betonte der DGB-Chef.
Brinkhaus warnt vor Zerwürfnis zwischen Bund und Ländern
Nach der Kritik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Vorgehen einiger Bundesländer in der Corona-Bekämpfung hat Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus eindringlich zum Zusammenhalt zwischen Bund und Ländern aufgerufen. Merkel habe richtigerweise angesprochen, dass die Maßnahmen nicht ausreichten, um das exponentielle Wachstum zu brechen und auch, dass der Bund mehr Kompetenzen erhalten könnte. Das würde er sich auch wünschen, sagte Brinkhaus in den ARD-"Tagesthemen". Richtig sei aber auch: "Das geht nur zusammen mit den Bundesländern." "Wir müssen jetzt gerade in der Krise zusammenhalten und nicht gegeneinander arbeiten", mahnte der CDU-Politiker.
Man müsse mehr tun, um die Pandemie einzudämmen, betonte der Fraktionschef. "Das geht nicht im Streit zwischen Bund und Ländern, weil ja alle guten Willens sind. Sondern es geht nur in einem Zusammen. Da muss jetzt jeder sein Ego zurückstellen. Da geht's nicht um Wahlkampf. Da geht's nicht um Parteiinteressen. Da geht's auch nicht um persönliche Interessen. Sondern es geht um unser Land."
Brinkhaus appellierte aber auch an die Menschen, selbst etwas zu tun, um die Infektionszahlen zu senken. Er fordere die Menschen dringend auf, Ostern zu Hause zu bleiben und auf private Kontakte so weit wie möglich zu verzichten.
- Übermut, Rolle rückwärts, Chaos? (SZ Plus)
Laschet widerspricht Merkel: Notbremse wird umgesetzt
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat die Kritik von Kanzlerin Angela Merkel an einer nicht konsequenten Umsetzung der Notbremse in seinem Bundesland zurückgewiesen. Die Landesregierung habe eine flächendeckende Umsetzung per Verordnung angewiesen, sagte der CDU-Chef nach einer Präsidiumssitzung seiner Partei. "Kein Landkreis kann davon abweichen", fügte er in Anspielung auf andere Länder hinzu. Das sagte Laschet am Montag nach einer Sitzung des CDU-Präsidiums und reagierte damit auf Kritik an den Ländern, die seine Parteikollegin am Sonntagabend in einer Talksendung geäußert hatte.
Laschet verteidigte, dass es trotzdem möglich sein soll, Terminvereinbarungen in Geschäften mit einem Negativtest zu treffen. Damit wolle man einen Anreiz für eine zunehmende Testung der Bevölkerung setzen. Der NRW-Ministerpräsident und CDU-Bundesvorsitzende forderte zudem, dass über die Osterfeiertage ohne Einschränkung weiter geimpft werden soll. Es müsse "rund um die Uhr" geimpft werden.
Die nächste Ministerpräsidentenkonferenz soll nach Angaben des CDU-Chefs wieder in Präsenz stattfinden. Das CDU-Präsidium sei einhellig dieser Meinung, weil sich eine Bund-Länder-Runde wie am Montag nicht wiederholen dürfe. Laschet verwies darauf, dass auch Bundestag und Bundesrat nicht virtuell tagen.
In der Präsidiumssitzung hatte Merkel der Deutschen Presse-Agentur zufolge mit Blick auf die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz, nach der sie die gemeinsam beschlossene Osterruhe zurückgezogen hatte, erneut von einer Zäsur gesprochen. Das Verfahren müsse sich ändern. Nach diesen Informationen sprachen sich der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther und dessen Amtskollege Tobias Hans aus dem Saarland dafür aus, das nächste Mal in der Runde der Ministerpräsidenten in Präsenz mit der Kanzlerin zu tagen. Hans soll zudem laut Teilnehmerangaben im Präsidium seine Strategie verteidigt haben. So würden nicht Beschränkungen durch Lockerungen ersetzt. Stattdessen würden Testauflagen an die Stelle von Beschränkungen gesetzt.
Am Sonntagabend hatte Merkel bei Anne Will in der ARD die Bundesländer erneut dazu gedrängt, sich an die Bund-Länder-Beschlüsse zu halten und vor allem die Notbremse zu beachten. Diese sieht vor, dass Öffnungsschritte zurückgenommen werden müssen, wenn die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz über den Wert von 100 steigt. Etliche Länder haben sie aber bislang nicht wie vereinbart umgesetzt. Bei Anne Will sprach Merkel auch die Möglichkeit an, "das Infektionsschutzgesetz noch mal anzupacken und ganz spezifisch zu sagen, was muss in welchem Fall geschehen", wie sie in der Sendung sagte.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) verwahrte sich zwar gegen Merkels Kritik, äußerte aber keine Einwände gegen eine Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes des Bundes. "Man kann es im Infektionsschutzgesetz festlegen - ist mir auch recht -, Hauptsache, es ist ein einheitlicher Rahmen", sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur.
Er betonte, die Thüringer Landesregierung erwarte seit Februar von der Bundesregierung, dass ein deutschlandweit einheitlicher Stufenplan beschlossen werde. Er forderte den Bund mit Nachdruck zum Handeln auf. "Im Februar habe ich gefordert, dass das gemacht wird. Ich sage im März und April immer noch: Dann macht es doch endlich! Es geht um das Tun und nicht um das Reden", sagte Ramelow.
Der Linke-Politiker kritisierte Merkels Auftritt bei Anne Will in Teilen. "Wenn man schon mit den Ministerpräsidenten ins Gericht geht, dann sollte man wenigstens den Mut haben und Rosse und Reiter nennen", sagte Ramelow. Bayern etwa habe die Baumärkte ohne jegliche Rücksprache mit seinen Nachbarländern geöffnet. "Das war ein Affront gegen Baden-Württemberg und ein Affront gegen Thüringen", sagte Ramelow.
Grünen-Fraktionschefin: "So kann und darf es nicht weitergehen"
Strengere Corona-Maßnahmen sind aus Sicht von Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt unausweichlich und waren absehbar. "Dass trotz aller Warnungen wochenlang nicht gehandelt wurde, hat uns im Kampf gegen das Virus meilenweit zurückgeworfen und für einen massiven Vertrauensverlust gesorgt", sagte Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Dass jetzt strengere Maßnahmen unausweichlich sind, war absehbar und ist die unweigerliche Folge des inkonsequenten Hin-und-Her. So kann und darf es nicht weitergehen."
Die Grünen-Politikerin forderte die Bundesregierung auf, einen "Wellenbrecher-Plan" vorzulegen, "mit dem Kontakte und Infektionen reduziert werden und der dann am besten von Bundestag und Bundesrat beschlossen wird". Diese Maßnahmen müssten sich auch endlich wieder an der wissenschaftlichen Realität orientieren, sagte Göring-Eckardt.
Die Fraktionschefin sieht zudem einen Missbrauch von Corona-Modellprojekten. "Genau jetzt die Idee von Modellprojekten zu missbrauchen und großflächig zu öffnen, ohne echte Sicherheit bieten zu können, ist absolut unverantwortlich und ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit vieler Menschen", sagte Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Modellprojekte müssen dazu dienen, in kontrollierbarem Rahmen Erfahrungen zu sammeln, nicht um breite Lockerungen schönzureden.
Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink befürchtet angesichts der stark steigenden Corona-Inzidenzzahlen gar einen Kontrollverlust. "Die Inzidenz-Sprünge sind gewaltig. Sie zeigen ganz klar, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen und die Lage außer Kontrolle gerät", sagte Klein-Schmeink der Rheinischen Post. "Das ist das Resultat des inkonsequenten Handelns. Bund und Länder müssen den Menschen nun erklären, dass schnellstmöglich wirksamere Maßnahmen der Kontaktbeschränkung notwendig sind." Man könne nicht warten, dass keine Intensivbetten mehr frei seien.
Artikel von & Weiterlesen ( Corona aktuell: RKI meldet 17 051 Corona-Neuinfektionen - Süddeutsche Zeitung - SZ.de )https://ift.tt/3fxA39p
Deutschland
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Corona aktuell: RKI meldet 17 051 Corona-Neuinfektionen - Süddeutsche Zeitung - SZ.de"
Post a Comment