Der Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer ist ersten Studienergebnissen zufolge bei Jugendlichen noch wirksamer als bei Erwachsenen. In der Zulassungsstudie für den Einsatz bei Zwölf- bis 15-Jährigen habe das Vakzin sehr hohe Antikörperantworten gezeigt, teilten die beiden Firmen am Mittwoch mit. Der Impfstoff sei gut vertragen worden und habe eine Wirksamkeit von 100 Prozent gegen Covid-19 geboten. Zum Vergleich: Die aktuelle Zulassung für den Einsatz ab 16 Jahren basiert auf einer Wirksamkeit von 95 Prozent.
Schon in den kommenden Wochen wollen Biontech und Pfizer einen Antrag auf Notfallzulassung bei der US-Gesundheitsbehörde FDA und anderen Zulassungsbehörden weltweit, darunter auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA, einreichen. "Wir hoffen, dass wir dann schon vor dem Beginn des nächsten Schuljahres mit dem Impfen dieser Altersgruppe beginnen können", sagte Pfizer-Chef Albert Bourla. In Deutschland wird der Biontech-Impfstoff bislang vorwiegend bei älteren Menschen über 80 Jahren eingesetzt.
"Die ersten Ergebnisse der Studie bei Jugendlichen deuten darauf hin, dass Kinder durch die Impfung besonders gut geschützt sind", sagte Biontech-Chef Uğur Şahin. Die beiden Unternehmen testen das Vakzin nun auch bei Kindern ab dem sechsten Lebensmonat bis zum elften Lebensjahr, in der vergangenen Woche wurden die ersten Kinder in dieser Studie geimpft.
An der Studie mit Zwölf- bis 15-Jährigen nahmen 2260 Jugendliche aus den USA teil. Dabei traten 18 Covid-19 Fälle in der Gruppe auf, die ein Scheinmedikament (Placebo) erhielt, und keine Fälle in der Impfstoffgruppe. Die Unternehmen beobachteten auch eine Untergruppe von Jugendlichen, um den Gehalt an virusneutralisierenden Antikörpern einen Monat nach der zweiten Dosis zu messen. Dieser war demnach vergleichbar mit dem von 16- bis 25-jährigen Teilnehmern in der Zulassungsstudie mit Erwachsenen, ebenso wie die Nebenwirkungen.
Länder verschärfen Maßnahmen
Angesichts der hohen Zahl von Corona-Neuinfektionen in Hamburg hat der Senat eine nächtliche Ausgangsbeschränkung beschlossen. Ab Karfreitag sollen die Hamburger zwischen 21.00 Uhr abends und 5.00 Uhr morgens zu Hause bleiben, wenn sie keinen triftigen Grund haben, ihre Wohnung zu verlassen, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Mittwoch. Außerdem sollen die Kindertagesstätten nach Ostern wieder in den erweiterten Notbetrieb gehen. An Schulen soll der teilweise Präsenzunterricht aufrechterhalten werden, für Schüler und Lehrer aber eine Testpflicht gelten.
In Unternehmen soll die Maskenpflicht verschärft werden. Sobald mehr als ein Mensch in einem Raum arbeitet, müssen medizinische Masken getragen werden. Tschentscher appellierte an die Unternehmen, Schnelltests bei den Mitarbeitern durchzuführen. Sollten freiwillige Selbstverpflichtungen nicht ausreichen und der Bund keine entsprechende Regelung treffen, werde Hamburg auch eigene Maßnahmen ergreifen, sagte er. Die neue Eindämmungsverordnung gilt vorerst bis zum 18. April.
In Schleswig-Holstein müssen sich nach Ostern alle Lehrer und Schüler für den Präsenzunterricht regelmäßig verpflichtend Corona-Tests unterziehen. "Ohne negativen Test kein Präsenzunterricht", sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch. Nach den Ferien werden Prien zufolge an den Schulen zwei Selbsttests pro Woche angeboten. Wer daran nicht teilnehmen könne, könne auch eine ärztliche Testbescheinigung oder eine Bescheinigung aus einem Bürgertestzentrum oder einer Apotheke vorlegen. Die Schulen seien informiert und die ersten Rückmeldungen der Landeseltervertretungen zeigten eindeutige Zustimmung zu einer Testpflicht an Schulen. Geplant seien die Tests bis zu den Sommerferien.
RKI: 17 051 Corona-Neuinfektionen
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 17 051 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 249 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Mittwoch hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 15 813 Neuinfektionen und 248 neue Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Mittwochmorgen bundesweit bei 132,3 - und damit etwas unter dem Niveau des Vortags (135,2).
Bisher fünf Todesfälle in NRW in zeitlichem Zusammenhang Astra-Zeneca-Impfungen
In Nordrhein-Westfalen hat es nach Angaben von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bisher acht "schwere Ereignisse" im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Wirkstoff gegeben. Fünf Personen seien gestorben, sagte Laumann am Mittwoch in Düsseldorf. Alle seien unter 60 Jahre alt gewesen.
Von Karsamstag an können Menschen in Nordrhein-Westfalen ab 60 Jahren Termine für Impfungen mit Astra Zeneca buchen, kündigte Laumann an. Über Ostern werde in den 53 Impfzentren mit zusätzlichem Personal und zusätzlichen Öffnungszeiten geimpft, sagte Laumann. Wer sich anmelde, müsse aber wissen, dass mit Astra Zeneca geimpft werde. Wer das nicht wolle, müsse sich gar nicht erst melden. Zum Samstag erwarte NRW eine große Lieferung mit 380 000 Impfdosen, sagte Laumann.
Jeder, der schon eine erste Impfung mit Astra Zeneca bekommen habe, müsse sich keine Sorgen um die Zweitimpfung machen. Bis die in der zweiten Mai-Woche anstehe, sei geklärt, wie das Immunisierungsverfahren fortgesetzt werde.
Bund und Länder waren am Dienstagabend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission gefolgt, das Präparat von Astra Zeneca in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren einzusetzen. Jüngere können sich nach Rücksprache mit dem Arzt und auf eigenes Risiko weiterhin damit impfen lassen. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit dem Impfstoff aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55 Jahren.
Saarland setzt Impfungen mit Astra Zeneca zunächst aus - bislang fünf Todesfälle in NRW
Nach dem Beschluss von Bund und Ländern zum Einsatz des Corona-Impfstoffes von Astra Zeneca hat das Saarland Impfungen mit dem Vakzin am Mittwoch zunächst ausgesetzt. Es seien aber keine Impftermine abgesagt worden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Saarbrücken mit. Statt Astra Zeneca werde bei den Terminen nun mit Biontech oder Moderna geimpft.
Derweil will das britisch-schwedische Pharmaunternehmen Astra Zeneca seinen Impfstoff in der EU künftig unter dem Namen Vaxzevria vermarkten. Der neue Name sei von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) genehmigt worden, teilte das Unternehmen am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Bislang ist das Präparat unter dem Namen "Covid-19 Vaccine Astra Zeneca" bekannt. "Die Umstellung auf einen dauerhaften Markennamen ist üblich und wurde seit vielen Monaten geplant", so die Mitteilung.
Die vollständige Umstellung auf den Namen Vaxzevria werde in sechs Monaten erwartet, hieß es weiter. In anderen Märkten laufe derzeit noch eine Überprüfung. Der Impfstoff werde während der Pandemie weiterhin zum Selbstkostenpreis geliefert.
Impfungen mit Astra Zeneca erneut eingeschränkt
Nach neuen Meldungen über seltene Hirnvenenthrombosen haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen, dass der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca ohne Einschränkung nur noch bei den über 60-Jährigen eingesetzt werden soll. Bei Personen unter 60 Jahren könne die Impfung mit dem Mittel für die Prioritätengruppen eins und zwei "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" ebenfalls fortgesetzt werden, heißt es in einem Beschluss. Dies soll nur in Hausarztpraxen möglich sein.
Die Länder sollen nun auch schon alle 60- bis 69-Jährigen in ihre Impfkampagnen einbeziehen und mit Astra Zeneca impfen können, beschlossen die Gesundheitsminister. "Dies gibt die Möglichkeit, diese besonders gefährdete und zahlenmäßig große Altersgruppe angesichts der wachsenden dritten Welle nun schneller zu impfen."
Am Abend traten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) vor die Presse, um die Entscheidung zu erklären. Merkel sagte, die vorangegangene Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) sei unter "intensiven Beratungen" zustande gekommen, auch in Zusammenarbeit mit Ethikern. "Das Impfen ist das wichtigste Hilfsmittel gegen das Coronavirus", sagte Merkel. Man könne die neuen Erkenntnisse der Stiko "nicht ignorieren". Zum Glück sei Astra Zeneca aber nicht der einzige Impfstoff, der zur Verfügung stehe.
Die Situation werde Verunsicherung mit sich bringen, zum Beispiel bei Menschen, die sich schon auf einen Impftermin gefreut hätten. "Aber womit wird das Vertrauen mehr erschüttert?", fragte Merkel rhetorisch - Erkenntnisse über mögliche Risiken "unter den Teppich zu kehren" oder transparent damit umzugehen? Letzteres sei der bessere Weg.
Die Entscheidung habe zwei Seiten, sagte Jens Spahn. Sie zeige: Die Menschen könnten sich darauf verlassen, dass Impfstoffe "akribisch überwacht" werden, so der Gesundheitsminister. Es sei jedoch "ohne Zweifel ein Rückschlag", dass es nun neue Erkenntnisse über Risiken des Impfstoffs von Astra Zeneca gebe. Die neuen Empfehlungen sollten spätestens ab Mittwoch von den Ländern übernommen werden. Spahn betonte, dass der Impfstoff von Astra Zeneca sehr wirksam sei - mitunter bei Älteren sogar wirksamer als der Stoff von Biontech.
Es gehe bei der ganzen Frage um die Abwägung zweier Risiken. Da sei zum einen das Risiko einer Nebenwirkung, "die statistisch gering, aber ernst zu nehmen ist", und zum anderen sei da das Risiko, an Corona zu erkranken und einen schweren Verlauf oder Langzeitfolgen zu erleiden. "Und in dieser Abwägung, da sind sich unsere Expertinnen und Experten sehr einig, gilt eines sehr klar: Impfen ist fast immer die bessere Entscheidung."
Zuvor hatte die Stiko am Dienstag eine entsprechende Altersbeschränkung für Astra Zeneca empfohlen. Grundlage seien derzeit verfügbare Daten zum Auftreten "seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen". Diese seien vier bis 16 Tage nach der Impfung ganz überwiegend bei Personen im Alter unter 60 Jahren aufgetreten, teilte das Gremium mit. Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und einige Kommunen wie zum Beispiel München hatten Astra-Zeneca-Impfungen bereits für unter 60-Jährige ausgesetzt. In Deutschland sind bei etwa 2,7 Millionen Impfungen bisher 31 Fälle solcher Blutgerinnsel im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen mit Astra Zeneca bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag berichtete. Ein direkter kausaler Zusammenhang konnte bislang nicht nachgewiesen werden.
Menschen unter 60, die schon die erste Dosis Astra Zeneca erhalten haben, haben laut dem Beschluss zwei Möglichkeiten: Sie können nach entsprechender gründlicher Aufklärung auch die Zweitimpfung von Astra Zeneca bekommen - oder sie warten auf eine Stiko-Empfehlung zur Zweitimpfung, die voraussichtlich bis Ende April vorliegen soll. "Da die Impfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff Anfang Februar begonnen wurde, sind bei einem empfohlenen Impfabstand von zwölf Wochen die ersten Zweitimpfungen Anfang Mai vorgesehen", heißt es dazu von der Stiko.
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