Nach den neuen Corona-Beschlüssen hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Strategie geäußert. Die Lockerungen gingen demnach »an die Grenze dessen, was aus Sicht des Gesundheitsschutzes verantwortbar ist«. Keine Lockerungen seien aber nach Monaten des Lockdowns auch nicht verantwortbar gewesen, sagte Spahn auf der Bundespressekonferenz am Freitag. Er sprach von einem Ringen um die richtige Balance zwischen Gesundheitsschutz und Normalität.
»Das wird nicht trivial werden«
Ab Montag finanziert der Bund allen Bürgerinnen und Bürgern mindestens einen Corona-Schnelltest pro Woche. Spahn äußerte sich zuversichtlich, dass die dafür nötigen Testzentren schnell vor Ort eingerichtet werden. Die Kommunen sollen dies zusammen mit Partnern organisieren. Zur Testung gehört demnach auch, dass man bei einem positiven Schnelltest direkt vor Ort eine Probe für einen PCR-Test entnimmt, um das Ergebnis abzuklären.
Allerdings würden die Schnelltests nicht überall gleich am 8. März verfügbar sein, so Spahn. Schnelltests seien aber einfach verfügbar, so der Minister. Die Hersteller sagten, ihre Lager seien voll.
Auch Selbsttests, die man für den Heimgebrauch kaufen kann, sollen nach Aussage von Spahn schnell verfügbar sein. Ein Hersteller habe ihm etwa bestätigt, er könne 20 Millionen Tests pro Woche liefern. Selbsttests können laut Spahn auch vermehrt an Schulen eingesetzt werden, um dort Schülerinnen und Schüler einfach zu testen.
Testen allein löse das Problem aber nicht, betonte Spahn. Es sei wichtig, aber nicht das Einzige, was notwendig sei in der Bekämpfung der Pandemie.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler wollte in der Konferenz keine Prognose abgeben, wie stark die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen allein durch ein vermehrtes Testen mit Schnelltests steigen könnte. Unter anderem wisse man ja noch nicht, wie viele Menschen das Angebot, sich wöchentlich testen zu lassen, überhaupt annehmen. »Das wird nicht trivial werden«, sagte Wieler. Es werde schwieriger, diese Maßzahl einzuordnen. Aber man habe auch andere, die zeigten, wie die Pandemie verlaufe, etwa die Belegung der Intensivbetten.
Wieler warnte vor »Signalen einer Trendumkehr« bei den Infektionszahlen. Insbesondere steige der Anteil der Mutante B.1.1.7, die zuerst in Großbritannien entdeckt worden war. B.1.1.7 sei noch ansteckender und noch gefährlicher – und zwar in allen Altersgruppen, so Wieler. Der Anteil dieser besorgniserregenden Variante in allen untersuchten Corona-Proben lag vor vier Wochen noch bei sechs Prozent, vor zwei Wochen bei etwas mehr als 20 Prozent. In der vergangenen Woche machte B.1.1.7 mehr als 40 Prozent der Fälle aus. Wieler betonte, dass alle verfügbaren Impfstoffe auch vor B.1.1.7 schützen.
NRW: Impfungen in Pflegeheimen seit zwei Wochen abgeschlossen
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen, berichtete in dem Termin von der Impfkampagne in NRW. Wie in allen Bundesländern wurden zuerst Menschen in Alters- und Pflegeheimen geimpft. Dieser Teil der Impfkampagne sei abgeschlossen. Alle, die sich impfen lassen wollten, hätten spätestens vor 14 Tagen ihre zweite Impfung erhalten. In NRW leben laut Laumann knapp 200.000 Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen. Fast jeder zweite der rund 12.000 Covid-Toten in NRW hatte in einem Pflegeheim gewohnt.
Am 23. Dezember, zum Start der Impfkampagne, seien 5000 in Pflegeheimen lebende Menschen mit Corona infiziert gewesen. Heute gebe es deutlich unter 500 Corona-Fälle in den Heimen. Und die Krankheitsverläufe seien so leicht, dass die Betroffenen nicht einmal ins Krankenhaus müssten, sagte Laumann.
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