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Bahnstreik: GDL will trotz neuem Bahn-Angebot Arbeit niederlegen - NDR.de

Stand: 22.08.2021 22:54 Uhr

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hält am angekündigten 48-stündigen Streik im Personenverkehr ab Schichtbeginn am Montag fest. Die Bahn hatte am Sonntag eine Corona-Prämie angeboten. Der Güterverkehr wird bereits seit Sonnabend bestreikt.

Bahnkunden müssen sich am Montag und Dienstag auf große Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr einstellen. Um den Streik abzuwenden, hatte die Bahn der Gewerkschaft am Sonntag angeboten, zusätzlich über eine Corona-Prämie für die Beschäftigten zu verhandeln. GDL-Chef Claus Weselsky kritisierte, die Offerte sei das Papier nicht wert, auf dem sie stehe. Er forderte ein konkretes Angebot, "nicht das 'In-Aussicht-Stellen' eines Angebots".

Deutsche Bahn bietet Corona-Prämie an

"Mit einer Corona-Prämie kommen wir einem wichtigen Anliegen der Gewerkschaften entgegen", hatte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Sonntagmorgen mitgeteilt. Das Geld sollte laut Bahn für 2021 ausgezahlt werden. Einen Betrag nannte Seiler nicht. Seilers Aufruf an die GDL-Führung, den Streik in dieser Form abzusagen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren, blieb erfolglos.

Jeder vierte Fernzug soll rollen

Während des Streiks im Personenverkehr will die Bahn am Montag und Dienstag rund ein Viertel des normalen Fernzug-Fahrplans anbieten. Im Regional- und S-Bahnverkehr wiederum peilt die Bahn erneut etwa 40 Prozent des Zugverkehrs an, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Laut Bahn sollen auf ausgewählten Hauptstrecken, etwa zwischen Berlin-Köln, Hamburg-Köln, Hamburg-Frankfurt oder München-Stuttgart, die Fernzüge ab Montag im Zwei-Stunden-Takt fahren. "Die Anzahl der angebotenen Züge wird jedoch je nach Region stark schwanken", hieß es am Freitag. Im Hamburger S-Bahnverkehr sollen die drei Hauptlinien mindestens alle 20 Minuten fahren. In Mecklenburg-Vorpommern fallen die Verbindungen zwischen Stralsund – Greifswald, Wismar – Ludwigslust, Zinnowitz – Peenemünde und Velgast – Barth ersatzlos aus. Auch in Niedersachsen werden diverse Strecken nicht bedient. Der Sylt-Shuttle soll der Bahn zufolge nach dem regulären Fahrplan verkehren. Für Mittwoch erwartet die Bahn einen weitgehend normalen Betrieb.

Weitere Informationen

Eine Anzeigentafel der Bahn informiert über Verspätungen. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Informationen zu Zugverspätungen und Zugausfällen im Norden im NDR Text. mehr

Bahn: Kulante Ticketregelungen, Sylt-Shuttle fährt

Erneut richtete die Bahn die kostenlose Fahrgast-Hotline unter der 08000 99 66 33 ein. Gebuchte Tickets für Fahrten am Montag, Dienstag oder Mittwoch können der Bahn zufolge bis einschließlich 4. September flexibel genutzt oder kostenfrei storniert werden. Auch bei Spar- und Supersparpreisen werde die Zugbindung entsprechend aufgehoben.

Streik im Güterverkehr: Bahn spricht von ruhigem Auftakt

Die Bahn teilte am Sonntag mit, der Streikbeginn im Güterverkehr am Sonnabend sei wegen des Wochenendes "betrieblich ruhig verlaufen". Der Konzern rechnet allerdings damit, dass sich die Lage am Montag verschärfen wird. "Wir müssen dann damit rechnen, dass es im Lauf des Werktags zu deutlicheren Beeinträchtigungen und Verspätungen unserer Cargozüge kommen wird." Logistikverbände hatten den Arbeitskampf der GDL im Güterverkehr kritisiert. Sie verwiesen unter anderem auf die besonderen Belastungen, denen die Lieferketten bereits in der Corona-Krise ausgesetzt waren. Der Konzern will gemeinsam mit externen Partnerbahnen versorgungsrelevante Züge fahren lassen. In den Rangieranlagen seien vor der zweiten Streikwelle Rückstaus aufgelöst und Kapazitäten geschaffen worden, um den Zugbetrieb zu sichern.  

GDL: Bahn hat sich "keinen Schritt bewegt"

GDL-Chef Claus Weselsky hatte der Bahn am Freitag vorgeworfen, sie habe sich im Tarifstreit "keinen Schritt bewegt". Die Forderungen der GDL seien "einfach, nachvollziehbar und berechtigt". Sie wolle Lohnerhöhungen von 3,2 Prozent, eine Corona-Prämie von 600 Euro, eine Verbesserung der Arbeitszeit sowie "Tarifverträge für die gesamte Infrastruktur, für Netz, Station und Service und die Werkstätten". Weselsky kritisierte erneut die Umsetzung des Tarifeinheitsgesetzes bei der Bahn. Es regelt, dass nur der ausgehandelte Tarifvertrag der jeweils mitgliederstärksten Gewerkschaft innerhalb eines Betriebes gilt - in diesem Fall ist dies die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Bahn: "Ein Tarifpartner verweigert sich permanent"

Deutsche-Bahn-Personalvorstand Seiler warf der GDL-Führung vor, sie treibe mit den Streiks ihren "gewerkschaftspolitischen Kampf um Ausweitung und Einfluss auf dem Rücken der Bahnkunden auf die Spitze". Der Lokführergewerkschaft gehe es um etwas anderes als um Lösungen: "Sie will bei der Bahn in Bereiche, in denen sie bislang kaum Mitglieder hat." Seiler erklärte: "Dieser zweite Ferienstreik zeigt: Ein Tarifpartner verweigert sich permanent." Die Bahn will die Lohnerhöhung von 3,2 Prozent in Stufen später umsetzen und will eine längere Laufzeit.

Weitere Informationen

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands "Pro Bahn", auf einem Porträtbild aus dem Jahr 2010. © dpa picture alliance Foto: Karlheinz Schindler

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 21.08.2021 | 17:30 Uhr

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