
In welche Richtung geht es für die AfD? Parteichef Meuthen (l.) mit dem Spitzenkandidatenduo Chrupalla und Weidel
Foto: Bernd von Jutrczenka / dpaNach der Bundestagswahl sind in der AfD-Spitze erneut Konflikte zwischen den verschiedenen Lagern zutage getreten. Während sich das Spitzenduo Alice Weidel und Tino Chrupalla mit dem Ergebnis insgesamt zufrieden zeigte, übte Co-Parteichef Jörg Meuthen scharfe Kritik am Auftritt seiner Partei. Das Ergebnis dürfe nicht nach »Altparteien-Manier« schöngeredet werden, sagte Meuthen am Montag bei einem gemeinsamen Auftritt mit Chrupalla und Weidel.
Die AfD kam bei der Bundestagswahl auf 10,3 Prozent der Stimmen. Die Partei verlor damit im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren 2,3 Prozentpunkte. Positiv sei, dass die AfD wieder ein zweistelliges Ergebnis erzielt habe, sagte Meuthen. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass die Partei »erhebliche Stimmenverluste« erlitten habe. »Unter dem Strich« sei die Wahl kein Erfolg. Auch bei den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin blieb die AfD hinter ihren Stimmanteilen von den jeweils zurückliegenden Wahlen zurück.
Den größten Zuspruch erhielt sie bei der Bundestagswahl von Arbeitern und Arbeitslosen. Damit setzt sie den von Ex-Parteichef Alexander Gauland forcierten Kurs fort, sich als »Partei der kleinen Leute« zu etablieren. Bei Selbstständigen und Rentnern schnitt die einstige »Professorenpartei« dagegen deutlich schwächer ab. Im Osten, wo die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Rechtsaußen-Strömung der Partei besonders stark ist, holte sie insgesamt deutlich bessere Ergebnisse als im Westen. In Sachsen und Thüringen schaffte es die Partei mit rund einem Viertel der Zweitstimmen auf Platz eins, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei.
Weidel: »Lasse mir Ergebnis nicht schlechtreden«
Die einzige Partei, die Wähler an die AfD abgab, war die Linke. SPD, CDU, CSU und FDP und im geringeren Maße auch die Grünen konnten dagegen Wähler gewinnen, die bei der letzten Bundestagswahl den Rechtspopulisten ihre Stimme gegeben hatten.
Meuthen forderte deshalb eine »innerparteilich klare Analyse«. Das Wahlprogramm und auch das Spitzenkandidatenduo hätten die »Kernklientel« bedient, sagte Meuthen, der zum moderateren Flügel der AfD zählt und innerparteilich erheblich unter Druck steht. Es sei aber nicht gelungen, neue Wählerschichten zu erreichen, kritisierte er.
Der Europaabgeordnete sagte, die AfD müsse intern auch darüber reden, ob es klug gewesen sei, die Forderung nach einem Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union ins Wahlprogramm zu schreiben. Er sei bei Wahlkampfveranstaltungen oft auf diese trotz aller Kritik an der EU für viele Wähler nicht nachvollziehbare Position angesprochen worden.
AfD-Spitzenkandidatin Weidel entgegnete auf die Kritik des Parteivorsitzenden, sie lasse sich das Wahlergebnis »nicht schlechtreden, von niemandem«. Die AfD habe sich etabliert. Chrupalla sprach von einem »stabilen Ergebnis«, auch wenn er nicht »hundertprozentig zufrieden« sei.
Als sei Meuthen schon Vergangenheit
In der AfD verlagert sich das Machtgefüge seit Längerem in Richtung der radikalen Kräfte um den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke. Auch im Bundesvorstand konnte sich Meuthen zuletzt nicht mehr durchsetzen. Der zuletzt nur mühsam unterdrückte Richtungsstreit an der Parteispitze ist nun voll entbrannt. Meuthen dazu: »Wir müssen schauen, in welche Richtung bewegt sich diese Partei, kommen wir da auf einen gemeinsamen Nenner oder kommen wir das nicht.«
Auf die Frage, wie sie zu Meuthen stehe, sagte Alice Wiedel: »Er ist ein Charakterkopf. Ich habe immer sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet.« Das klang ein wenig so, als sei Meuthen in der AfD schon Vergangenheit. Es wird erwartet, dass er auf dem für Ende des Jahres angesetzten Bundesparteitag seinen Posten als Vorsitzender verliert oder von sich aus nicht mehr antritt. Die Spannungen zwischen ihm und dem Co-Vorsitzenden Chrupalla waren am Montag bei dem gemeinsamen Auftritt in Berlin mit Händen zu greifen.
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