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Bank: Aareal Bank verkauft 30 Prozent von IT-Tochter an Finanzinvestor Advent - Handelsblatt

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Aareal Bank

Der Aufsichtsrat der Aareal Bank muss dem Verkauf noch zustimmen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank will seine IT-Tochter Aareon gemeinsam mit dem Finanzinvestor Advent weiterentwickeln. Advent erwarb in der Nacht zu Freitag einen Anteil von 30 Prozent an Aareon und zahlte dafür rund 260 Millionen Euro in bar. Sollte die Softwaretochter in den kommenden Jahren bestimmte Ziele erreichen, erhält die Aareal Bank weitere 50 Millionen Euro, wie der Wiesbadener Immobilienfinanzierer mitteilte.

Die Aareal Bank ist davon überzeugt, den Wert von Aareon im Verbund mit Advent deutlicher steigern zu können als allein. Mit der Software der IT-Tochter können Wohnungsvermieter die Verwaltung von Immobilien und Mietzahlungen abwickeln. Die Wiesbadener setzen ihre Hoffnungen dabei sowohl auf die Branchenexpertise Advents als auch auf die Kenntnisse im M&A-Bereich.

Der Extragewinn aus dem Verkauf, den das Institut auf rund 180 Millionen Euro taxiert, dürfte der Aareal Bank aber mindestens ebenso willkommen sein. Mittlerweile ist das Kerngeschäft, die strukturierte Immobilienfinanzierung, bedingt durch die niedrigen Zinsen und die Coronakrise längst nicht mehr so profitabel wie einst.

Auch lukrative Zukäufe hat es schon länger nicht mehr gegeben, mit denen der Immobilienspezialist seinen Gewinn in den vergangenen Jahren mehrfach aufpumpen konnte. Zwischen 2014 und 2018 verleibte sich die Aareal Bank kleine Wettbewerber wie Corealcredit, Westimmo und die Düsseldorfer Hypothekenbank ein und zahlte jeweils einen Preis, der unter dem Wert des Eigenkapitals dieser Institute lag. Dadurch erzielten die Wiesbadener jedesmal einen sogenannten „Bad Will“, der in einen Sondergewinn mündete.

Im ersten Halbjahr schrammte die Aareal Bank angesichts einer deutlich höheren Risikovorsorge nur knapp an den roten Zahlen vorbei. Da das Institut auf Gewerbeimmobilien spezialisiert ist, also die Finanzierung von Hotels, Einkaufszentren oder Bürogebäuden, hat der Aktienkurs wegen der Corona-Maßnahmen und den möglichen Auswirkungen auf die klassischen Aareal-Kunden deutlich gelitten.

IT-Tochter ist mehr wert als Mutterkonzern

Das dürfte dazu beigetragen haben, dass Anleger auf den Teilverkauf der IT-Tochter erfreut reagierten. Die Aareal-Aktien legten zeitweise um 9,3 Prozent zu, bevor die Kursgewinne sich wieder mehr als halbierten. Seit dem vergangenen Jahr hatten einige aktivistische Investoren gefordert, den Wert für Aareal-Aktionäre durch einen teilweisen oder vollständigen Verkauf der Aareon zu steigern.

Auf Basis des erzielten Kaufpreises wird die Aareon mit 960 Millionen Euro bewertet. Der Preis liegt deutlich über einigen Schätzungen von Investmentbankern, die den Wert vor der Coronakrise auf etwa die Hälfte taxiert hatten.

Aareon macht damit den Löwenanteil der Marktkapitalisierung der Aareal Bank aus, die bei 1,2 Milliarden Euro liegt. Wohl auch deshalb hatten aktivistische Investoren wie der Hedgefonds Teleios neben einem Teilverkauf auch einen Gesamtverkauf der Sparte ins Spiel gebracht – was Aareal-Bank-Chef Hermann Josef Merkens stets abgelehnt hatte.

Eine mögliche Aufstockung des Aareon-Anteils durch Advent „steht weder im Vertrag noch im Raum“, sagte Merkens. Von Teleios muss er offenbar vorerst keinen Gegenwind befürchten. Teleios-Mitgründer Adam Epstein zeigte sich „erfreut“, dass die Bank letztlich „im Interesse seiner Aktionäre“ auf die Forderungen des Hedgefonds reagiert habe. Der Verkauf des Minderheitsanteils sei ein „hervorragendes Ergebnis für die Aareon und alle Aareal-Aktionäre“, sagte Epstein.

Der Hedgefonds hatte den Verkaufsprozess maßgeblich mit angestoßen und gehört zu den größten Anteilseignern der Aareal Bank. Finanzkreisen zufolge liegt der Teleios-Anteil mittlerweile bei knapp neun Prozent. Der Gründer des aktivistischen Investors Petrus Advisers, Klaus Umek, hat seine Beteiligung an der Aareal Bank vor kurzem außerdem auf 6,1 Prozent beinahe verdoppelt.

Aareon ist für die Aareal Bank aus unterschiedlichen Gründen wichtig: Durch die Einlagen, die dort generiert werden, kann sich das Institut günstig refinanzieren. Das verhalf Aareal im ersten Halbjahr zu besseren Margen im Immobiliengeschäft, hatte die Bank am Donnerstag erläutert. Die Provisionserträge sind eine willkommene Ergänzung zu den unter den Niedrigzinsen leidenden Zinserträgen. 

Außerdem erhofft sich Merkens durch die Partnerschaft mit Advent eine weitere Wertsteigerung der IT-Tochter – von der auch die Aareal-Bank-Aktionäre profitieren sollen. „Wir haben immer gesagt, dass die Aareon eine Perle ist“, sagte der Vorstandschef, der im Mai einen Minderheitsanteil an der IT-Tochter zum Verkauf gestellt hatte. Gerade durch die Corona-Pandemie hätten viele in der Wohnungswirtschaft erkannt, wie wichtig die Digitalisierung sei.

Wird Aareon Börsen-Kandidat?

Mit der Finanzkraft und der Branchenexpertise von Advent im Rücken könne Aareon schneller wachsen als bisher in Aussicht gestellt, sagte Merkens. 2019 erwirtschaftete Aareon einen Umsatz von 252 Millionen Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 61 Millionen.

Bis 2025 sollen sich die Ebitda-Marge und das Umsatzwachstum von Aareon zusammen auf mehr als 40 Prozent addieren. Derzeit liegt dieser Wert bei 30 Prozent. Dies sei erheblich mehr als der bisherige Anspruch der Aareon, ihren Betriebsgewinn mindestens zu verdoppeln.

Mit solchen Kennziffern und angesichts der führenden Marktposition in Europa würde sich die Bewertung der Aareon deutlich erhöhen. Damit wäre Aareon nach Merkens Worten auch „ein begehrter IPO-Kandidat“. Der Aareal-Bank-Chef betonte allerdings, dass er sich auf das Szenario eines Börsengangs nicht festlegen wolle.

Um die ehrgeizigen Zukunftspläne zu realisieren, soll Advent der Aareon nun dabei helfen, sich operativ zu verbessern, organisch zu wachsen und durch Zukäufe zu expandieren. Der Finanzinvestor wird auch eigene Kandidaten in den Aufsichtsrat der IT-Firma schicken. Merkens hob mehrfach die verbesserten M&A-Chancen durch Advent hervor. 

„Advent hat eine breite Expertise und ein tiefes Netzwerk im Technologiesektor“, betonte der Bankchef. Außerdem könne der internationale Finanzinvestor eine „gute Bilanz“ bei der nachhaltigen Weiterentwicklung seiner Beteiligungen vorweisen. Er betonte außerdem die „immense M&A-Expertise“ sowie die „erhebliche Finanzkraft“, die Advent zur Verfügung stelle.

Sowohl die Aareal Bank als auch Advent sind nach Worten Merkens' bereit, der Aareon bei Bedarf zusätzliches Eigenkapital zur Verfügung zu stellen. Daneben kann sich die das IT-Unternehmen auch weiter verschulden, da Aareon laut Merkens bisher nur wenig Fremdkapital aufgenommen hat. Diese Kredite könnten auch von Advent kommen.

Bei den Übernahmen denkt Merkens an „kleine und mittelgroße Akquisitionen“, mit denen Advent sein Produktangebot und seine geografische Präsenz verbessern soll. Doch auch größere Transaktionen sind Merkens zufolge nicht ausgeschlossen, wenn diese besonders attraktiv sind.

Mehr: Aareal Bank schrammt an Verlust vorbei




August 14, 2020 at 11:42AM
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Der Verkauf

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