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Kanzlerkandidatin: Auch Übernahme aus wissenschaftlicher Studie in Baerbock-Buch - ZEIT ONLINE

Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, hat sich für ihr umstrittenes Buch nach Auffassung des Plagiatsjägers Martin Heidingsfelder auch die wissenschaftliche Einschätzung eines Forscherteams zueigen gemacht, ohne das kenntlich zu machen. Anders als in den vergangene Woche bekannt gewordenen Textdopplungen ihres Buches Jetzt. Wie wir unser Land erneuern enthält die von ihr übernommene Passage konkrete Schlussfolgerungen aus einer Studie des Thinktanks Agora Energiewende von 2019, für die die Organisation ein Forschungsteam beauftragt hatte. Die bisher bekannten Fundstellen enthielten allgemein zugängliche Fakten, waren aber weitgehend identisch aus anderen Publikationen übernommen, was Baerbock den Vorwurf der Urheberrechtsverletzung eingebracht hatte. Diesen hatten die Grünen scharf zurückgewiesen.

Baerbock schreibt auf Seiten 97 und 98 in ihrem Buch: "Sollte der europäische CO2-Preis über die vertraglich festgelegten Vermeidungskosten steigen, muss das Unternehmen die Differenz an den Staat zurückzahlen. Eine Überförderung ist somit sehr unwahrscheinlich. Bei einer ambitionierten EU-Klimapolitik, die eine Steigerung des CO2-Preises nach sich ziehen würde, und hinreichend langer Vertragsdauer könnten dem Staat als geduldigem Investor über diesen Rückzahlungsmechanismus sogar zusätzliche Mittel zufließen."

Technischer formuliert, aber doch sehr ähnlich liest sich eine Passage auf Seite 112 der Studie (pdf-Download): "Wenn der CO2-Preis im EU-ETS über den im CfD festgelegten Preis (strike price) steigt, muss das Unternehmen die Differenz an den Staat zurückzahlen. Eine Überförderung ist somit sehr unwahrscheinlich. Bei einer ambitionierten EU-Klimapolitik und hinreichend langer Vertragsdauer könnten dem Staat als geduldigem Investor sogar zusätzliche Mittel zufließen."

"Ganz klar abgekupfert"

Entdeckt hat die neue Stelle der Plagiatssucher Martin Heidingsfelder, der die online-Plattform Vroniplag gründete, über die bereits zahlreiche akademische Arbeiten geprüft und Plagiate gefunden wurden. In der vergangenen Woche hatte bereits der österreichische Medienwissenschaftler und Plagiatsjäger Stefan Weber Baerbock vorgeworfen, an mehreren Stellen abgeschrieben zu haben. Die Grünen hatte den Vorwurf der Urheberrechtsverletzung scharf zurückgewiesen und von Rufmord gesprochen.

Agora Energiewende selbst hat auf dem Deckblatt der Studie die Bitte platziert, bei Zitierungen aus der Arbeit die Studie als Quelle zu nennen. Heidingsfelder ordnete den neuen Fund und die Arbeitsweise Baerbocks als problematisch ein: Dem Portal T-Online, das zuerst über dessen Fund berichtet hatte, sagte er, Baerbock habe sich  "für ihre politischen Zwecke bei einer Studie von zahlreichen Wissenschaftlern bedient, und das geht einfach nicht. Sie sollte in Sack und Asche gehen."

Weiter zitiert ihn T-Online mit den Worten: "Wenn man nach den Plagiatsaffären der vergangenen Jahre so agiert, wirft das sehr viele Fragen auf. Sie hat ganz klar abgekupfert. Und wenn sie es nicht war, sondern Mitarbeiter, dann muss man sich auch sorgen, welche Personalauswahl sie als Bundeskanzlerin treffen würde." Baerbock hatte ihr Buch mit Unterstützung eines Autors geschrieben.

"Keinesfalls ein Plagiat"

Dagegen sagte Agora-Direktor Patrick Graichen, es sei Aufgabe einer solchen Denkfabrik, Ideen aus der Wissenschaft so aufzubereiten, dass sie ihren Weg in die Politik finden könnten.

Die betreffende Stelle sei daher "keinesfalls ein Plagiat". Es sei gerade im Interesse der Organisation, dass Politikerinnen und Politiker diese Konzepte aufgreifen. Es sei wichtig, Klimaschutzkonzepte im Wahlkampf zu diskutieren. Eine Sprecherin ergänzte auf Nachfrage von ZEIT ONLINE, Hauptanliegen von Agora Energiewende sei das Gelingen der Energiewende. Man verfolge keine Linie einer Partei. Wenn sich ihre Konzepte mit denen der Grünen decken, werde lediglich deutlich, dass man dasselbe Anliegen verfolge.

Grüne halten an Baerbock fest

Trotz der anhaltenden Diskussionen um ihr Buch soll Baerbock Grünen-Kanzlerkandidatin bleiben. "Wir gehen als Team, als grünes Team, gemeinsam in diesen Wahlkampf mit Annalena Baerbock an der Spitze", sagte Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. "Daran ändert sich nichts."

Baerbock war im April vom Bundesvorstand der Grünen als Kanzlerkandidatin vorgeschlagen und im Juni vom Parteitag bestätigt worden. Zwischendurch wurde bekannt, dass sie Sonderzahlungen verspätet an den Bundestag gemeldet hatte. Partei und Kandidatin mussten zudem Angaben in Baerbocks Lebenslauf korrigieren. Co-Parteichef Robert Habeck hatte ebenfalls Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur angemeldet.

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