Politbarometer vor Bundestagswahl : Union ist in Umfrage auf neuem Tiefstand
Berlin Die Union verliert weiter dramatisch an die SPD und liegt in der jüngsten Umfrage nun gleichauf mit den Sozialdemokraten. Im direkten Kanzlerduell liegt der SPD-Kandidat Olaf Scholz uneinholbar vor CDU-Chef Armin Laschet und Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock.
Einen Monat vor der Bundestagswahl hat die Union weiter deutlich an Boden verloren. Im Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen liegen jetzt CDU/CSU und SPD gleichauf. Beide kämen auf jeweils 22 Prozent, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Für die Union ist es der schlechteste Wert, der jemals bei einer Politbarometer-Umfrage erreicht wurde. Dabei büßen die Christdemokraten vier Prozentpunkte gegenüber der letzten Umfrage Anfang August ein, die SPD gewinnt drei hinzu. Die Grünen würden auf 20 Prozent der Wählerstimmen kommen (plus 1), die FDP auf zehn Prozent (minus 1). Auch die Linke verliert einen Prozentpunkt und würde sechs Prozent erreichen und damit knapp über die Fünf-Prozent-Hürde kommen. Die AfD bleibt unverändert. Sie könnte elf Prozent der Wähler auf sich vereinigen. Damit wären nur Dreier-Konstellationen in der Bundesregierung möglich. Eine parlamentarische Mehrheit hätte die sogenannte Deutschlandkoalition aus CDU/CSU, SPD und FDP, ein Jamaika-Bündnis aus Union, Grünen und FDP, eine Ampelkoalition (SPD, Grüne, FDP) sowie Rot-Grün-Rot. Für eine große Koalition aus Union und SPD sowie für Schwarz-Grün würde es nicht reichen.
In einer direkten Wahl, die nach dem Grundgesetz nicht möglich ist, würde SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit 49 Prozent am besten abschneiden. Der Spitzenmann der Union, Armin Laschet, müsste sich dagegen mit 17 Prozent zufrieden geben, die Kandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, mit 16 Prozent.
Ähnlich sind auch die Zahlen bei der Frage nach der Befähigung zum Kanzler. Laschet halten nur noch 25 Prozent der Befragten für geeignet, dagegen trauen 65 Prozent Scholz das Amt zu. Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock liegt mit 22 Prozent noch hinter Laschet. Auch beim Sachverstand liegt Scholz (43 Prozent) klar vor Laschet (elf) und Baerbock (fünf). Die Lösung der anstehenden Probleme trauen 30 Prozent am ehesten dem SPD-Finanzminister zu. Die Grünen-Politikerin Baerbock kommt hier auf elf, Laschet auf nur zehn Prozent.
Der Ausgang der Bundestagswahl ist allerdings für die meisten Menschen noch völlig offen. Nach 80 Prozent Ende Juli und 85 Prozent Anfang August sind nun 89 Prozent der Wahlberechtigten der Meinung, dass ein Sieger für die Bundestagswahl am 26. September noch nicht feststeht. Das findet übrigens eine Mehrheit in allen politischen Parteien. Nur noch 35 Prozent der Befragten tippen auf einen Wahlsieg Laschets. Noch Ende Juli haben 61 Prozent den CDU-Chef vorne gesehen. Dass sich Scholz am Ende durchsetzt, glauben jetzt 32 Prozent (Ende Juli: vier Prozent). Nur fünf Prozent rechnen damit, dass die Grünen mit Annalena Baerbock siegen werden (Ende Juli: 21 Prozent).
Die Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker in Deutschland führt ganz klar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an. Sie erreicht auf einer Skala von -5 bis +5 den Wert 2,3. Das ist ein bisschen schlechter als Anfang August, wo sie 2,5 erreichte. Den zweiten Platz nimmt der SPD-Politiker Scholz mit 1,5 ein (Anfang August: 1,4) – vor dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU, 1,2) und den Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck (1,0). Der Unionskandidat Laschet belegt mit -0,8 (Anfang August: -0,3) den letzten Platz. Vorletzte ist die Grünen-Politikerin Baerbock mit -0,5 (letzte Umfrage -0,4).
Die wichtigsten Themen in Deutschland
Zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland im März 2020 ist der Umgang mit dem Virus nicht mehr ganz oben auf der Themenagenda in der Bundesrepublik. Bei der vorgabenfreien Frage nach den zwei wichtigsten Problemen in unserem Land entfallen jetzt die meisten Nennungen (40 Prozent) auf den Bereich Umwelt/Klimaschutz/Energiewende. Das Coronavirus zählt nur noch für 34 Prozent der Befragten für eines de beiden wichtigsten Themen. Dafür wird das Thema Flüchtlinge/Ausländer/Integration (13 Prozent) sowie – aufgrund der neuesten außenpolitischen Entwicklungen – Afghanistan/Taliban (10 Prozent) wieder häufiger genannt. Weitere Themen mit einer gewissen Bedeutung sind soziale Gerechtigkeit/soziales Gefälle (7 Prozent), Rente/Alterssicherung (6 Prozent), Politik(er)verdruss (6 Prozent), Bildung/Schule (6 Prozent) sowie Arbeitslosigkeit (4 Prozent) und die Wirtschaftslage (4 Prozent).
Gesundheitsgefährdung durch das Coronavirus
Die wieder steigenden Corona-Fallzahlen in Deutschland vermehren allerdings wieder die Sorgen um die eigene Gesundheit aus. Aktuell halten 43 Prozent (Anfang August: 37 Prozent) der Befragten ihre Gesundheit durch das Coronavirus für gefährdet, 55 Prozent (letzte Umfrage: 60 Prozent) tun dies nicht.
Die Corona-Maßnahmen halten 58 Prozent für angemessen. Diese Zahl liegt bei den Werten früherer Umfragen. Der Anteil derjenigen, die eine Verschärfung fordern, liegt jetzt bei 19 Prozent (Anfang August: 23 Prozent). Genauso viele halten die gegenwärtigen Maßnahmen für übertrieben, darunter 67 Prozent der AfD-Anhänger und Anhängerinnen.
Wenn es um die Frage geht, für wen die Corona-Maßnahmen gelten sollen, nimmt der Anteil derjenigen weiter zu, die eine Rückgabe der Freiheitsrechte für vollständig Geimpfte und Genesene fordern: 69 Prozent. Ende Juli waren es noch 60 Prozent. 28 Prozent (Ende Juli: 37 Prozent) lehnen es hingegen ab, dass für Geimpfte und Genesene die Einschränkungen nicht mehr gelten sollten. Unterschiede zeigen sich zwischen West- und Ostdeutschland: Während sich in den alten Bundesländern 72 Prozent der Befragten für weniger Beschränkungen aussprechen, tun dies in den neuen Bundesländern lediglich 55 Prozent.
Sollte es im Zuge der vierten Corona-Welle erneut zu hohen Infektionszahlen kommen, nun 63 Prozent der Befragten davon aus, dass die Krankenhäuser nicht mehr so stark belastet werden wie das bei den bisherigen Wellen der Fall war. Etwas weniger als ein Drittel erwartet eine ähnlich starke Belastung. Dafür glaubt inzwischen eine Mehrheit von 59 Prozent, dass der reguläre Schulbetrieb im Großen und Ganzen im neuen Schuljahr funktionieren wird, 35 Prozent der Befragten gehen nicht davon aus. Im vergangenen Jahr lagen die jeweiligen Zahlen bei 43 Prozent (regulärer Schulbetrieb) und 54 Prozent (Einschränkungen).
Bahn-Streik der Gewerkschaft der Lokführer
Diese Woche wurde der Personenverkehr der Bahn erneut bestreikt. In der Bevölkerung wird der Ausstand der Gewerkschaft der Lokführer, kurz GdL, zwiespältig gesehen: 47 Prozent der Befragten haben Verständnis für den Arbeitskampf, bei ebenfalls 47 Prozent stößt der Ausstand auf Ablehnung.
Der Artikel wurde um weitere Umfrageergebnisse aktualisiert.
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