Die Gruppe der 20 wichtigen Wirtschaftsnationen (G 20) setzt auf eine Ausweitung der Corona-Impfungen in der Welt. Zum Auftakt der ersten Arbeitsgruppe, in der es vor allem um den weiteren Kampf gegen die Pandemie gehen wird, richtete Italiens Ministerpräsident Mario Draghi am Samstagmittag das Wort an die versammelten Staats- und Regierungschefs. Die Pandemie habe die Runde getrennt, sagte Draghi, doch nach zwei Jahren können man nun mit einigem Optimismus in die Zukunft blicken. Mit erfolgreichen Impfkampagnen und koordinierten Aktionen von Regierungen und Zentralbanken sei es gelungen, dass die Weltwirtschaft sich erhole.
Doch man müsse sich weiter gewisser kollektiver Herausforderungen bewusst sein. „Die Pandemie ist nicht vorbei“, sagt Draghi. In Ländern mit hohem Einkommen sei es gelungen, mehr als siebzig Prozent wenigstens einmal zu impfen. In den ärmsten seien es allerdings mitunter nur drei Prozent. „Diese Unterschiede sind moralisch nicht akzeptabel und werden die weltweite Erholung untergraben“, sagte Draghi. Jetzt müsse man alles tun, das Ziel einer weltweiten Impfrate von 70 Prozent bis Mitte 2022 zu erreichen. Bei dem Gruppenfoto zu Beginn des Gipfels hatte Draghi später auch noch Ärzte, Krankenpfleger und Sanitäter auf die Bühne geholt.
Schon vor ihrem Treffen war das internationale Ziel gesetzt worden, bis Mitte nächsten Jahres 70 Prozent der Bevölkerung in allen Ländern zu impfen. Am Jahresende will man bei 40 Prozent sein. Das Problem: Während reiche Länder die angepeilte Quote schon erreicht haben, kommt manch armes Land gerade einmal auf einen Anteil von knapp 4 Prozent. Neue konkrete Maßnahmen, wie das globale Ziel erreicht werden soll, werden indessen in der italienischen Hauptstadt nicht erwartet.
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Unmittelbar vor dem zweitägigen Gipfel hatten die Finanzminister und Gesundheitsminister der G 20 gemeinsam über das Erreichte und das Notwendige diskutiert. „Es ist eine globale Krise, die auch globale Antworten verlangt“, sagte Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) anschließend. „Es ist richtig, dass wir uns einerseits bemühen, dass die wirtschaftlichen Folgen dieser Pandemie bekämpft werden können und andererseits die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung schaffen.“ Das müsse koordiniert geschehen.
Gleichzeitig müsse man Sorge tragen, dass möglichst viele Menschen auf der Welt tatsächlich geimpft würden. „Wir haben viele Impfstoffe, die weltweit verfügbar sind. Die Produktion ist unglaublich ausgeweitet worden.“ Trotzdem sei es Realität, dass es weite Teile in der Welt gebe, in der die Impfquoten bisher sehr gering seien. Deutschland habe sich schon sehr darum bemüht, internationale Aktivitäten zu unterstützen. „Wir sind weltweit führend, wenn es um Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, um die Beschaffung von Impfstoffen geht“, sagte der deutsche Finanzminister am Freitag. Doch reiche die abstrakte Verfügbarkeit nicht aus. Man müsse auch dafür sorgen, dass die Menschen tatsächlich geimpft würden.
Über Zwangspatente zugunsten der armen Länder haben die Minister nicht diskutiert, wie der SPD-Politiker berichtete. Die Unternehmen, die Impfstoffe entwickelt hätten, seien sehr engagiert dabei, neue Produktionskapazitäten zu schaffen, hob er her vor.
„Alle Versprechen gebrochen“
Hilfsorganisationen dringen auf einen Aktionsplan. „Bis heute sind alle Versprechen der G 20 für globalen Zugang zu Impfstoffen gebrochen worden", meinte Jörn Kalinski von der Entwicklungsorganisation Oxfam. Friederike Röder von Global Citizen mahnte, „wir haben keine Zeit mehr für Absichtserklärungen“. Fiona Uellendahl von World Vision nannte das 70-Prozent-Ziel realistisch, „wenn nun die richtigen Schritte beschlossen werden“.
Die Vertreter der Hilfsorganisationen werben für eine Aussetzung des Patentschutzes und Technologietransfer. „Ziele alleine führen uns nicht aus der Pandemie", meinte Stephan Exo-Kreischer von One. Die Organisation befürchtet, dass es zehn Jahre dauert, wenn sich nichts ändert, bis alle Länder ausreichend Impfstoffe zur Verfügung haben. „Was fehlt, ist ein konkreter Plan“, sagte er.
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