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Hälfte der hessischen Kreise hat schwarze Warnstufe erreicht - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Am letzten Tag vor dem Lockdown meldet das Robert-Koch-Institut für Hessen mehr neue positive Corona-Tests und mehr Covid-19-Opfer als vor einer Woche. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang ist so hoch wie noch nie, allerdings war der zum Montag gemeldete Wert von sechs auch auffallend niedrig, ein Meldeverzug ist also wahrscheinlich der Grund für die hohe Dienstagsziffer. Die Hälfte der Landkreise liegt nun auf der neuen schwarzen Warnstufe nach dem Eskalationskonzept des Landes, zwei mehr als am Vortag. Gleiches gilt für den Dauer-Hotspot Stadt Offenbach. Den höchsten Corona-Kennwert weist nun der ländliche Odenwald aus, er hat die Wetterau abgelöst. Forscher aus Frankfurt und Jülich versuchen derweil vorherzusagen, wie es mit der Pandemie hierzulande weitergeht.

Wie aus den Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin hervorgeht, behandeln hessische Kliniken derzeit 415 Covid-Kranke intensiv. 235 davon müssen demnach invasiv beatmet, also intubiert werden. 201 von alles in allem gut 1900 Intensivbetten seien in Hessen noch frei. Über die Verfügbarkeit geschulten Personals ist damit aber nichts gesagt. Nach Angaben des Landes vom vergangenen Mittwoch lagen zuletzt 1833 Covid-Patienten auf Normal- und Intensivstationen. Diese Zahl aktualisiert das Sozialministerium wöchentlich, um die Entwicklung aufzuzeigen.

Drei-Tage-Frist

Die schwarze Stufe erreicht ein Kreis oder eine Großstadt beim Überschreiten der Marke von 200 binnen Wochenfrist bestätigter neuer Corona-Fälle pro 100.000 Einwohnern (siehe Grafik). Gilt dieser Wert drei Tage lang, sind nächtliche Ausgangssperren und ganztägige öffentliche Alkoholverbote fällig. So sieht es das Land vor. Eine Reihe von Kreisen, zuletzt der Rheingau-Taunus-Kreis und die Wetterau, haben entsprechende Verfügungen erlassen. Etwa in Offenbach drohen bei Verstößen drastische Bußgelder.

Das RKI hat über Nacht 1418 Neuinfektionen registriert, das sind etwa 150 mehr als vor einer Woche und 450 mehr als zum Montag gemeldet, wobei die Zahlen zu Wochenbeginn wegen Meldeverzugs und weniger Tests in aller Regel geringer ausfallen als sonst. 79 Covid-Opfer sind 28 mehr als vor einer Woche. Seit Beginn der Pandemie hat das RKI für Hessen 109.734 Fälle und 1834 Todesopfer gemeldet. Bis 1. Oktober waren nur gut 19.000 positive Tests und 551 Tote bekannt. Das zeigt die Dynamik der Pandemie im Spätherbst und Winter. 80.900 Fälle gelten als ausgestanden, wobei das RKI diese Zahl nur schätzt. Nach seinen Angaben sind rund  27.000 Fälle noch aktiv, 300 weniger als am Montag.

Zwei Kreise nur knapp unter schwarzer Stufe

Über der Marke 200 liegen nun der Odenwald (281), der Main-Kinzig-Kreis (252), Landkreis Gießen (251) die Wetterau (239), der Kreis Offenbach (234), der Kreis Fulda (221), der Kreis Limburg-Weilburg (214) sowie der benachbarte Rheingau-Taunus, der Landkreis Groß-Gerau und der Vogelsberg, die knapp über der Marke liegen. Hersfeld-Rotenburg rangiert nur knapp darunter, ebenso Schwalm-Eder. Hessen zählt 21 Kreise. Die Stadt Offenbach kommt auf 248. Mainz und Wiesbaden liegen bei 175 beziehungsweise 147 derzeit deutlicher unter der 200er-Marke.

Die hessischen Unternehmen haben seit dem Frühjahr in der Corona-Krise insgesamt rund 8,2 Milliarden Euro an finanzieller Unterstützung erhalten. Dabei handele es sich um Hilfen in Form von Zuschüssen, Darlehen, Krediten, Bürgschaften und steuerlichen Erleichterungen, teilten Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen) und Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) am Dienstag in Wiesbaden laut dpa mit. Mit dem Hessenfonds und der Notfallkasse kämen weitere Programme hinzu, die sich vor allem an den Mittelstand richteten. Es gebe immer noch hessische Betriebe, die trotz staatlicher Zuschüsse weitergehende Unterstützung benötigten.

Läden länger offen als sonst

Ministerpräsident Volker Bouffier hat zuletzt die Entscheidung verteidigt, das öffentliche Leben von Mittwoch an und nicht schon zu Wochenbeginn herunterzufahren. Tiefgreifende Veränderungen wie Ladenschließungen benötigten etwas Vorlauf, sagte er in einem Interview des Radiosenders HR1. „Da müssen die Menschen ein, zwei Tage Zeit haben, um sich darauf vorzubereiten.“ Ein sofortiger Lockdown ab Montag hätte Chaos hervorgerufen. Bouffier rief die Menschen in Hessen zu Besonnenheit auf, nachdem er die neuen Vorgaben erläutert und verteidigt hatte. Er mahnt, an diesem Dienstag nicht zuhauf in die Innenstädte zum Shoppen zu fahren, gleichwohl haben Händler ihre Läden länger offen als sonst. „Wir können noch viele Kunden vor dem Fest glücklich machen“, sagte Einzelhandelsverbands-Präsident Jochen Ruths am Dienstag.

Das Land hat schon vor der Bekanntgabe der neuen Vorgaben eine neue Eskalationsstufe eingeführt: die schwarze. Die Stufe schwarz greife bei einem „diffusen Infektionsgeschehen“, das nicht auf einen überschaubaren und begrenzten Ausbruchsherd beschränkt sei. Und: „Wenn eine Region die Inzidenz von über 200 erreicht und diese drei Tage in Folge weiterbesteht, dann ist zum Beispiel eine nächtliche Ausgangssperre für die Zeit zwischen 21 Uhr und 5 Uhr früh zu verhängen. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist während dieser Zeit nur aus gewichtigen Gründen zuzulassen, wie beispielsweise berufliche oder medizinische Erfordernisse“, erläuterte Staatssekretärin Anne Janz. Die Vorgaben könnten erst fallen, wenn die Inzidenz fünf Tage in Folge unter 200 gesunken sei.

Die Erklärung von Janz zu den neuen Vorgaben findet sich hier. Das hessische Sozialministerium veröffentlicht täglich eine Übersicht der Corona-Entwicklung, aufgeschlüsselt nach Kreisen und kreisfreien Städten. Es bezieht sich dabei auf Zahlen des RKI. In den ersten Wochen der Pandemie berücksichtigte es auch Daten des Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamts im Gesundheitswesen beim Regierungspräsidium Gießen, dem die Gesundheitsämter die jeweils neuen Fälle melden müssen. Um Einheitlichkeit herzustellen, nimmt das Ministerium nun nur noch die RKI-Angaben.

Aus Frankfurter Sicht ist grundsätzlich wichtig: Die am Flughafen genommenen positiven Tests werden nicht der Stadt zugeordnet. Vielmehr schlagen sie sich nach Angaben des Sozialministeriums in der Statistik des Gesundheitsamts nieder, das für den jeweiligen Reiserückkehrer zuständig ist. Das kann auch das Frankfurter Amt sein oder ein anderes in Hessen, aber eben auch eine Behörde in einem anderen Bundesland.

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