Stand: 17.04.2021 18:26 Uhr
Die Grünen-Kreisverbände Flensburg und Schleswig-Flensburg haben Habeck zu ihrem Direktkandidaten für den Wahlkreis 1 gemacht. Ob Habeck Kanzlerkandidat wird, verkünden die Grünen am Montag.
Der Mann, den sie alle nur "John" nennen, heißt eigentlich Manfred Willner-Höfer. Er kennt Robert Habeck aus dessen politischen Anfangstagen: Als der Kreisverband Schleswig-Flensburg quasi brach lag und die Grünen nicht einmal im Kreistag vertreten waren. 2002 war das. Habeck, sagt "John", sei ein "junger Aktivist" gewesen, der "viel Potential" hatte. Insofern findet "John" Habecks Aufstieg zum Bundesparteichef - und vielleicht ja bald sogar Kanzlerkandidaten - nicht überraschend, sondern "nur konsequent". Auf dem Scheersberg, einer Bildungsstätte für Jugendliche, versammeln sich die Kreisverbände Schleswig-Flensburg und Flensburg heute unter freiem Himmel, um Habeck zu ihrem Spitzenkandidaten im Wahlkreis 1 zu machen. Es ist zwar kühl, aber trocken. In den Bäumen machen ein paar Krähen beständig Lärm.
Mit dem Fahrrad zur Kandidatur
Habeck selbst ist früh dran: Er kommt mit dem Fahrrad gut 20 Kilometer von zu Hause her und plant etwas mehr Zeit ein, sollte er einen Platten haben. Auch Habeck erklärt, es gehe für ihn heute "back to the roots" - also zurück zu den Wurzeln. Die Region sei politisch und persönlich seine Heimat. Es dauert nicht lange, dann ist er von Kamerateams und Fotografen umgeben. Jeder Schritt und Tritt wird beobachtet - fast so, als ginge es heute schon um die Kanzlerkandidaten-Frage. Dazu wird Habeck auch heute nichts sagen. Am Montag will der Bundesvorstand entweder ihn oder seine Co-Parteichefin für die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl vorschlagen.
Alte Weggefährten unterstützen Habeck
"Schade, dass es nicht beide werden können", sagt "John" und spricht damit das aus, was hier heute viele denken: Sie trauen es beiden zu und gehen davon aus, dass Habeck in jedem Fall nach der Wahl eine große Rolle spielen wird. Welche auch immer. Bei den Grünen gilt Habeck als Senkrechtstarter. Nach seiner Zeit in der Kommunalpolitik folgen fünf Jahre als Landesvorsitzender. 2012 wird er stellvertretender Ministerpräsident und Umweltminister in Schleswig-Holstein - oder, wie er es selbst nennt: "Draußenminister". Im Jahr 2015 versucht Habeck schon einmal, Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2017 zu werden. Er unterliegt dabei nur knapp dem damaligen Parteichef Cem Özdemir, den er dann später ablösen wird. Nach seiner Wahl zum Grünen-Bundeschef, erzählt Habeck, habe er sich erst einmal eine "Nordabstinenz" auferlegt. Jetzt, sagt er, schließt sich für ihn ein Kreis.
Fahrradtour gibt Berliner Ziele vor
Dann treffen "John" und Habeck auf dem Scheersberg aufeinander: "Wie ihr beide das bisher gehandelt habt, das ist einzigartig", sagt "John" über das Bundes-Duo. Als die ersten Regentropfen niedergehen, fängt die Wahlversammlung an. Habeck berichtet in seiner Bewerbungsrede von seiner Fahrradtour zum Scheersberg, die ihn an vielen Orten vorbeigeführt habe, mit denen ihn politische und persönliche Erinnerungen verbinden. Landwirtschaft, Meeresschutz, Umwelt - Habeck verbindet die regionalen Beispiele mit seinen Plänen für die Bundestagswahl.
Grüne als Partei des Nordens
Für den Wahlkreis zu kandidieren, sagt er, sei nur nur eine Ehre, sondern bedeute auch die Verantwortung, sich für die Menschen im Wahlkreis einzusetzen. Damit meint er auch die dänische Minderheit - und dann wechselt er ins Dänische. Applaus. Er spricht "John" noch einmal direkt an und erinnert an den schlechten Zustand des Kreisverbands damals sowie an den Erfolg, den die Partei dann bei der vergangenen Europawahl erzielt habe: "Wir sind die Partei des Nordens geworden!" Wieder Applaus. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen.
Habeck will Ausrufezeichen setzen
Das Motto des Grünen-Wahlkampfs lautet "Alles ist drin" - und das bezieht Habeck auch auf den Wahlkreis 1, der bisher fest in der Hand der CDU ist. Überhaupt haben die Grünen bei Bundestagswahlen bisher nur im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg ein Direktmandat errungen. "Was wäre das für ein Ausrufezeichen!", sagt Habeck. Er bittet dann um Unterstützung im Wahlkampf: "Wenn ihr mich wählt, wählt ihr euch auch!" 72 von 73 Teilnehmern der Wahlversammlung folgen diesem Aufruf. Und Habeck nimmt die Wahl mit feierlichen Worten an. Dann umringen ihn wieder die Kamerateams und "John" überreicht Habeck einen Glücksbringer. Als Habeck später wieder aufs Fahrrad steigt und von dannen fährt, kehrt auf dem Scheersberg wieder Ruhe ein. Nur die Krähen machen weiter Lärm.
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