Sie ist eine der am meisten begangenen Wanderrouten in Bayerns Alpen: die Höllentalklamm zwischen Alpspitze und Waxenstein. Durch sie führt der Weg hinauf zur Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg. Bis zu 70 000 Ausflügler kommen jedes Jahr durch das Nadelöhr oberhalb von Grainau. Am Montagnachmittag ist die enge Schlucht für zwei Wanderer sehr wahrscheinlich zu einer tödlichen Falle geworden. Als es gegen 21 Uhr dunkel wurde, standen immer noch Feuerwehrleute aus Grainau auf den beiden Brücken im Dorf und richteten ihre Blicke auf den tosenden Hammersbach. Auch mit Hubschraubern und Tauchern haben sie am Abend noch nach den Vermissten gesucht - ohne Ergebnis.
Zu dem Unglück kam es, als gegen 15.45 Uhr der Hammersbach nach heftigen Regenfällen plötzlich stark anschwoll. Nach Angaben der Polizei hat eine regelrechte Flutwelle am oberen Ende der Klamm eine Brücke mit sich gerissen - und mit ihr zwei Wanderer, die darauf standen. Danach lief eine große Rettungsaktion an, an der mehr als hundert Feuerwehrleute, Rettungskräfte der Wasserwacht und der Polizei beteiligt waren. Auch speziell ausgebildete Canyonretter der Bergwacht waren im Einsatz.
Sie konnten insgesamt acht Wanderer in Sicherheit bringen, die von den Wassermassen zwischenzeitlich eingeschlossen waren. Ein Murenabgang am Eingang der Klamm erschwerte den Einsatz noch zusätzlich. Die Gruppe von sechs Personen am oberen Ende der Klamm hatte das Unglück beobachtet. Zunächst widersprachen sich die Angaben über die Zahl der Vermissten. Am Abend stand jedoch fest, dass es zwei Menschen waren, für die keine Überlebenschancen mehr bestanden.
Unklar war am Montag, wie es zu dem folgenreichen Unglück kommen konnte und warum die Klamm trotz der heftigen Regenfälle nicht gesperrt war. Der Weg durch die Schlucht ist nicht ohne Risiken. Es war nicht zum ersten Mal, dass der Bach plötzlich anschwoll.
Im Juni 2020 stieg das Wasser plötzlich so stark an, dass im Grainauer Ortsteil Hammersbach nachts 250 Anwohner und Urlauber in Sicherheit gebracht werden mussten. Weil wegen des Unwetters auch der Weg durch die Höllentalklamm unpassierbar war, saßen Wanderer und Hüttenpersonal auf der Höllentalangerhütte fest. 60 Menschen mussten daraufhin mit Hubschraubern ausgeflogen werden. Der Steig durch die Klamm, der erst kurz zuvor renoviert worden war, blieb daraufhin gesperrt.
Der Weg durch die gut einen Kilometer lange Schlucht ist zwischen 1902 und 1905 mit großem Aufwand in den Fels gesprengt worden, auf 448 Meter Länge verläuft er durch zehn Tunnel und muss immer wieder aufwändig hergerichtet werden. Gerade im Frühjahr herrscht hier Steinschlaggefahr. Vor einigen Wochen erst starb ein 81-jähriger Mann in der Klamm: Er beugte sich über den Abgrund, verlor das Gleichgewicht und stürzte in den Hammersbach.
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