
Sergej Lawrow (l.) ist »dankbar für das Interesse an einem Treffen« - Tino Chrupalla sicher auch
Foto: - / dpaKnapp drei Stunden hat sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow mit einer Delegation der AfD in Moskau getroffen, zu einem Arbeitsessen in »sehr herzlicher Atmosphäre«, wie die Gäste nachher stolz berichteten.
Nun ist Herzlichkeit nicht die erste Eigenschaft, die einem zu Sergej Lawrow einfällt, dem russischen Chefdiplomaten mit dem stets mürrisch-professionellen Gesichtsausdruck. Und mit Oppositionspolitikern aus dem Bundestag trifft sich Lawrow auch nicht einfach so. Es ist also höchst ungewöhnlich, was dem AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla und dem außenpolitischen Sprecher der Partei, Armin-Paulus Hampel, in Moskau widerfahren ist.
Das Treffen begann am Dienstag mit Lawrows bescheidener Einleitung, man sei »dankbar für das Interesse an einem Treffen« – verbunden mit der Klage, man sei »nicht wenig erstaunt über die Versuche des offiziellen Berlins, die Reise zu behindern«. Was er mit den »technischen und protokollarischen Hürden« meinte, die die Bundesregierung aufgebaut habe, erklärte er naturgemäß nicht.
Mit der AfD kuscheln, den Bundesaußenminister trollen
Aber klar wurde: Das freundliche Treffen sollte den Kontrast bilden zu jener schroffen Atmosphäre, die derzeit auf offizieller Ebene herrscht. Was da noch Nettigkeit gegenüber der AfD war und was das Lawrow-typische Trolling des Bundesaußenministers, das war schwer zu trennen. Heiko Maas treffe sich in Moskau ja auch ständig mit Kreml-Kritikern, rechtfertigte sich Lawrow, nur dass die noch nicht einmal im Parlament säßen, anders als die AfD. Man schätze den Beitrag der Gäste in einer Zeit, da die deutsch-russischen Beziehungen einen »Neustart« nötig hätten.
Wie Lawrow sehen auch die Besucher vor allem die Bundesregierung in der Schuld, die Beziehungen zu verbessern. Das führten Chrupalla und Hampel abends im Moskauer Hotel Metropol aus, wo sie von ihrem Treffen berichteten. Im Fall Nawalny habe »ein Vertrauensbruch« stattgefunden. Die Bundesregierung solle »zu Gesprächen zurückzukehren« und »der russischen Regierung im Fall Nawalny umfassende Auskunft geben«. Das bezog sich auf russische Ersuchen um Rechtshilfe.
»Massiv behindert«
Geredet wurde außerdem über die Lage in Belarus, der Ukraine, Bergkarabach und dem Nahen Osten sowie über Nord Stream 2, Sanktionen gegen Russland und ihren Einfluss auf die deutsche und vor allem ostdeutsche Wirtschaft. Nicht angesprochen wurde laut Chrupalla der Fall Khangoshvili - die Ermordung des tschetschenisch-stämmigen Georgiers in Berlin 2019, mutmaßlich im Auftrag staatlicher russischer Stellen, belastet das deutsch-russische Verhältnis.
Eigentlich war Alexander Gauland in Moskau erwartet worden, aber der AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag war aus gesundheitlichen Gründen nicht gekommen. Das Treffen mit Lawrow wurde über die russische Botschaft in Berlin angefragt, sagte Hampel und behauptete ähnlich wie Lawrow, das Auswärtige Amt habe es »massiv behindert«. Die deutsche Botschaft in Moskau verwies auf die Aussage einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes vom Vortag, wonach das Amt und die Botschaft »im ganz normalen Maß, das gesetzlich vorgeschrieben ist, in Reisevorbereitung und -Durchführung involviert sind«.
Am Mittwoch treffen Chrupalla und Hampel Duma-Abgeordnete – nicht allerdings den Duma-Vorsitzenden, der sich 2017 mit der damaligen AfD-Politikerin Frauke Petry traf. Offiziell sind Chrupalla und Hampel Gäste der Duma, nicht des Außenministeriums. Am Donnerstag fliegen sie zurück nach Deutschland.
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