Wer wird Kanzlerkandidat der Union? Mit dieser Frage beschäftigte sich auch heute das politische Berlin. Armin Laschet versicherte sich am Vormittag der Unterstützung des CDU-Vorstands und bestärkte erneut seine Ambitionen in einer Pressekonferenz.
Armin Laschet / CDU-Vorsitzender
»Zu dieser Kandidatur: Ich habe mich sehr gefreut über die große Unterstützung im Präsidium, fast jeder hat sich zu Wort gemeldet, und dem Bundesvorstand. Auch die, die vielleicht mal andere Kandidaten gewählt haben, haben mir Unterstützung zugesagt. Aus allen Landesverbänden, aus den Vereinigungen. Und ich habe jedem gesagt: Meine Position ist klar und die vertrete ich seit vielen Jahren. Ich will ein modernes Deutschland.«
Anna Clauß / DER SPIEGEL
»Als politische Beobachterin habe ich dann eigentlich damit gerechnet, dass Markus Söder die Waffen streckt. Denn er hat ja gestern auf der gemeinsamen Pressekonferenz gesagt, er akzeptiert das Votum der CDU ohne Groll. Und danach sah es jetzt heute nicht aus.«
Denn auch Markus Söder formulierte heute Ansprüche auf die Kanzlerkandidatur. Das Votum des CDU-Präsidums zugunsten von Laschet will er offenbar nicht kampflos akzeptieren. Wenige Stunden nachdem dieser vor die Presse getreten war, erklärte Söder:
Markus Söder / Ministerpräsident Bayern
»Normalerweise ist es so: Wenn der Parteivorstand entscheidet, dann gibt es eine euphorische Stimmung an der Basis. Da freuen sich alle, dass die Entscheidung gefällt wird. Zumindest glaube ich, gibt's da noch Diskussionsbedarf. Und das müssen wir die nächsten Tage auch synchronisieren. Wir müssen hineinhorchen. Wir leben in einer moderneren Form der Demokratie. Nicht 10, 20 oder 30 Leute entscheiden allein, sondern Wahlen gewinnt man nur mit einer richtigen breiten Unterstützung und aktiven Mitgliederschaft, die bereit ist, auch zu kämpfen, gerade wenn es knapp ist, umso mehr.«
Offenbar setzt Söder weiterhin auf seine besseren Umfragewerte und auch auf seine Unterstützer innerhalb der Union. Doch zu welchem Preis?
Anna Clauß / DER SPIEGEL
»Ich beobachte ja Markus Söder als Mensch und Politiker schon seit zehn Jahren und ich weiß, wie ehrgeizig er ist. Und ich weiß, wie fleißig er immer ist. Und ich weiß, wie sehr ihn Niederlagen wurmen. Deswegen hat es mich nicht überrascht, dass er erst einmal nicht klein beigibt, sondern offenbar bereit ist, um die Kandidatur zu kämpfen. Aber ich habe ihn eigentlich auch als schlauen Kopf kennengelernt und ich fand es strategisch nicht besonders klug, was er jetzt macht, sich so als eine Art Terminator der CSU zu präsentieren. Er hat ja am Ende von der Pressekonferenz ernsthaft gesagt: »Wir sehen uns wieder«. Das war das klassische Schwarzenegger: »I'll be back«. Aber damit riskiert er ja nun wirklich den offenen Bruch innerhalb der Union. Mit dieser Gemeinsamkeit ist es doch jetzt dahin. Selbst wenn er nachher Kanzlerkandidat wird, geht es doch nur um den Preis der Zerrissenheit zwischen CDU und CSU.«
Markus Söder spielt erstmal auf Zeit, möchte kein Hau-Ruck Verfahren, wie er sagt, sondern in Ruhe die Lage sondieren. Kann sein Plan aufgehen und ihn so nach Berlin führen?
Anna Clauß / DER SPIEGEL
»Nach der Pressekonferenz der CDU hätte ich gesagt, Armin Laschet hat ganz eindeutig die Nase vorn und wird der neue Kanzlerkandidat der Union. Nach der Pressekonferenz von Markus Söder muss ich sagen: Das Rennen ist offen. Auch wenn es aber so scheint, dass egal wer es dann am Ende wird, die Union eigentlich den Wahlsieg verspielen wird, egal ob nun mit Söder oder mit Laschet. Aber wenn die Union nicht gemeinsam an einem Strang ziehen kann und danach sieht es für mich absolut nicht aus, dann hat sie eigentlich auch keine Chance auf ein gutes Wahlergebnis bei der Bundestagswahl, egal ob nun mit Laschet oder mit Söder. Und das Markus Söder bereit ist, die Einheit der Union, für die er ja jetzt eigentlich zwei Jahre lang schon sich eingesetzt hat, dass er das jetzt bereit ist zu pulverisieren, nur um am Ende doch Kanzlerkandidat der Union zu werden. Das hat mich doch sehr überrascht.«
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